Besuch unserer Programme in Ruanda

SPÄTER IN DIESEM JAHR BRINGEN WIR UNSEREN BLOG HERAUS, IN DEM SIE FELDNOTIZEN, ALLE UNSERE NEUIGKEITEN UND VIELES MEHR FINDEN. HIER EINE KURZE VORSCHAU VON PREETI, EINER UNSERER GESCHÄFTSFÜHRERINNEN.

Vor 3 Jahren habe ich das erste Mal von Women for Women International durch einen bewegenden Artikel in einer britischen Zeitschrift erfahren und mir war sofort klar – für diese Sache möchte ich mich persönlich einbringen!

Und tatsächlich haben wir vor 2 Monaten ein Büro in Deutschland eröffnet, mit dem Ziel, die Mission von Women for Women auch in Deutschland bekannt zu machen und möglichst viele Unterstützer zu gewinnen. Deshalb ist es mir besonders wichtig, neben der Unterstützung aus Deutschland heraus im Rahmen des Sisterhood Programms, auch direkt vor Ort die Arbeit von Women for Women und die teilnehmenden Frauen kennenzulernen.

Im Juni 2018 war es soweit – es ergab sich für mich die großartige Möglichkeit, unser Länderprogramm in Ruanda zu besuchen. Und ich war überwältigt von dem, was ich gesehen habe und von den unglaublichen Frauen, denen ich begegnet bin!

Nachdem ich mich vor meiner Reise mit der Geschichte und dem Genozid in Ruanda auseinandergesetzt hatte, war ich sehr gespannt – und zugegebenermaßen auch etwas unsicher – wie das Aufeinandertreffen mit den Frauen, die so viel Leid erfahren hatten, auf mich wirken würde.

Während des Völkermordes in 1994 wurden in weniger als 100 Tagen schätzungsweise 800.000 Menschen auf grausame Weise hingerichtet. Rund 70% der Bevölkerung Ruandas waren nach dem Völkermord weiblich, die, traumatisiert von den schrecklichen Verbrechen, vor dem Nichts standen. Die Frage, wie man jemals wieder Hoffnung und Zuversicht nach dem Erleben solcher Gräueltaten gewinnen kann, beschäftigt mich heute noch sehr.

Foto: Serrah Galos

Das Genocide Memorial in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, das wir gleich an unserem ersten Tag besucht haben, gibt nur einen kleinen Einblick, welch unvorstellbares Grauen die Menschen erlebt haben müssen. Ich war noch Stunden später völlig am Boden zerstört.

Umso mehr hat es mich beeindruckt, was ich in den darauffolgenden Tagen erlebt habe.

Nur eineinhalb Autostunden nördlich der geschäftigen Straßen Kigalis, schlängelten wir uns mit unserem Minibus hoch auf einen der tausend Hügel, für die Ruanda so berühmt ist, in ein abgeschiedenes Dorf.

Aus dem Fenster schauend erlebte ich die kräftig grüne Plantagenlandschaft, gespickt mit den strahlend bunten Gewändern der Menschen am Wegesrand. Wir besuchten dort eines unserer Trainingsprogramme.

Foto: Serrah Galos

Ich fühlte mich umgeben vom Gefühl der „Sisterhood“, von dem wir so oft sprechen und das im Mittelpunkt der Arbeit von Women for Women International steht. Es war etwas ganz Besonderes, das enge Band der Unterstützung zu sehen, das die Frauen untereinander geschaffen hatten.

Die teilnehmenden Frauen befanden sich hier gerade in Modul 2 unseres einjährigen Programms, in dem sie viel über Gesundheit, Ernährung und Hygiene lernen. Der Unterricht war sehr lebendig und von viel Spaß geprägt. Die Beantwortung der Fragen der Trainerin durch die teilnehmenden Frauen, wurde stets mit ermutigendem Lächeln und Applaus von ihren Klassenkameradinnen begleitet.

Ich fühlte mich umgeben vom Gefühl der „Sisterhood“, von dem wir so oft sprechen und das im Mittelpunkt der Arbeit von Women for Women International steht. Es war etwas ganz Besonderes, das enge Band der Unterstützung zu sehen, das die Frauen untereinander geschaffen hatten. Viele der Frauen berichteten, dass sie durch diese neue Gemeinschaft aus ihrer Isolation geholt wurden, während sie Schritt für Schritt in ein Leben mit neuen Perspektiven geführt werden.

Foto: Serrah Galos

In den darauffolgenden 2 Tagen bereisten wir weitere umliegende Dörfer, wo sich die Gelegenheit ergab, einige unserer Programmabsolventinnen zu treffen, die das Gelernte bereits in die Praxis umsetzen. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Teilnehmer entwickelt hatten.

Sie stellten uns ihre neu erworbenen praktischen Fähigkeiten, die überwiegend altes traditionelles Handwerk, wie z.B. Korbflechten, Nähen, Schmuck- Design oder Batiktechniken beinhalten, mit Stolz vor. Aber auch moderne, progressive Fertigkeiten wie Joghurtherstellung, zeitgemäße Landwirtschaft und Hospitality-Management hatten sie gelernt.

Dabei wurde viel gelacht, getanzt und umarmt und es war einfach überwältigend, die persönlichen Überlebensgeschichten und ihre Hoffnungen und Träume für die Zukunft zu hören.

Foto: Serrah Galos

Meine letzten beiden Tage und eine Nacht im Zelt verbrachte ich dann in Kayonza im Women’s Opportunity Center (WOC). Mit Unterstützung der preisgekrönten Architektin Sharon Davis haben Teilnehmerinnen unseres Programms mit eigenen Händen (selbst die Ziegelsteine wurden eigens inkl Women for Women International Logo gebrannt) diesen beeindruckenden Ort errichtet.

Das WOC dient heute als Begegnungsstätte, in der sich Kooperations-, Unterstützungsnetzwerke und andere Gruppen regelmäßig treffen und wo sich die Frauen regelmäßig weiterbilden können.

Hier habe ich Jeanne Dusingize kennengelernt, die uns ihre sehr persönliche und erschütternde Geschichte ihrer Kindheit erzählt hat, geprägt von den damit verbundenen traumatischen Erlebnissen während des Genozids (Interview auf der Website nachzulesen).

Auch wenn leider diese fürchterlichen Erfahrungen und Erinnerungen nicht eliminiert werden können, so ist es dennoch hoffnungsvoll zu sehen, dass Jeanne neuen Mut und eine Perspektive für sich durch das Programm von Women for Women gefunden hat. Gemeinsam mit den vielen Frauen, die wir kennenlernen durften, ist Jeanne eine mutige, entschlossene Frau, die eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau des Landes spielt.

Foto: Serrah Galos

Vor Antritt meiner Reise war ich sehr aufgeregt und gespannt. Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass sie mich so unglaublich tief berühren würde.

Seit ich aus Ruanda zurückgekehrt bin, fühle ich noch mehr Verantwortung, diese Frauengeschichten nicht nur mit meinem persönlichen Umfeld, sondern darüberhinaus mit möglichst vielen Menschen zu teilen.

Stärkere Frauen bauen stärkere Nationen. Schaut man sich den Zustand der Welt heute an, mit seinen vielen brutalen, bewaffneten Konflikten, und der beispiellosen Gewalt gegen Frauen, so war es nie wichtiger, diese Frauen durch Ausbildung und Zuversicht zu stärken.

Insofern ist jede Spende und Unterstützung eine wahrhaft gute Investition in mehr Frieden, Stabilität und Menschlichkeit in unserer Welt.

Foto: Aiden O’Neill

Mehr Nachrichten

Mein Name ist Cinama

15.12.2018

Geschichten

Mein Name ist Cinama

Cinama ist 26 Jahre alt, aus dem Dorf Nyangezi in Südkivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Nach Abschluss des Women for Women International Programms in 2016 wurde sie Ziegelbrennerin und jetzt besitzt sie ein erfolgreiches Ziegelgeschäft.